„Der wichtigste Punkt ist, falls kein Nachfolger aus der Familie nachrückt, loszulassen und frühzeitig einen Plan aufzustellen.“

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Peter Pfister im Interview mit Tanja Sedlmeier.

Peter, Du übergibst Ende des Jahres die Service Factory an Deinen Nachfolger – warum hast Du Dich bewusst gegen den Verkauf an eine große Agentur entschieden?

Peter Pfister: In erster Line ging es mir um den Erhalt der Arbeitsplätze und die Erfüllung von bestehenden Rahmenverträgen mit langjährigen Kunden. Darunter sind Einzelprojekte, die seit Jahren von meinem Team durchgeführt werden. Da bei einem Verkauf an eine große Agentur die Übernahme aller Mitarbeiter nicht zu 100% gewährleistet war, habe ich mich dagegen entschieden. Mein längster Mitarbeiter ist beispielsweise seit 19 Jahren im Unternehmen. Da übernehme ich die Verantwortung gerne.

Was war Dir bei der Planung und Umsetzung der Unternehmensnachfolge besonders wichtig?

Bei der Planung meiner Unternehmensnachfolge war mir wichtig, frühzeitig eine Entscheidung für mich zu fällen und eine Bestandsaufnahme des Unternehmens zu machen. Außerdem achtete ich darauf, den richtigen Zeitpunkt für die Übergabe festzulegen, einen geeigneten Nachfolger zu finden, einen detaillierten und schriftlichen Nachfolgeplan zu erstellen und dabei rechtliche, steuerliche sowie finanzielle Aspekte zu berücksichtigen. Zudem spielen die Kommunikation des Plans an alle Beteiligten und die Einbindung externer Berater eine wichtige Rolle für einen reibungslosen Übergang.

Nach Gesprächen mit zwei Interessenten war der Nachfolger schnell ausgemacht. Johannes Rehben hat von 2018 bis Ende 2020 schon einmal in der Service Factory gearbeitet, kennt das Team und auch einige Kunden. Er ist genau der Richtige, um die Service Factory in eine erfolgreiche Zukunft zu führen. Mit seiner Erfahrung, seiner Begeisterung und seinen Visionen wird er das Unternehmen weiterentwickeln, ohne dabei die Werte zu vergessen, die das Unternehmen ausmachen.

Welche Learnings und Erfahrungen aus Deiner Zeit als Gründer und Geschäftsführer möchtest Du Deinem Nachfolger Johannes Rehbehn, beziehungsweise „jungen“ Unternehmern mitgeben?

Ich glaube, man kann die Learnings und Erfahrungen von damals heute nicht wirklich heranziehen, da sich doch vieles sehr verändert hat. Aber eines will und kann ich ihm mitgeben: „Bleib immer authentisch, bleib Dir selbst treu und handle täglich nach den Grundwerten einer jeden guten Geschäftsbeziehung. Sei wertschätzend, respektvoll und vertrauenswürdig, den Mitarbeitern und Kunden gegenüber“.

Wie gelingt es Dir, Unternehmenskultur und Werte auch nach dem Führungswechsel lebendig zu halten und weiterzugeben?

Wie schon erwähnt, Johannes war schon einmal knapp drei Jahre in der Service Factory und hat die Unternehmenskultur gelebt und als Concept Designer nach außen transportiert. Nachdem wir uns dann mit der Nachfolge einig waren, habe ich ihn Mitte 2024 ins Unternehmen geholt und am 1. April 2025 zum Geschäftsführer ernannt. Das heißt wir haben alle Schritte gut geplant und uns für die Weitergabe von Kunden, Werten und Kultur mehr als 18 Monate Zeit gegeben.

Was würdest Du anderen Unternehmern raten, die aktuell vor der Frage stehen: Nachfolge oder Verkauf?

Wenn die Überlegungen aktuell und akut sind, ist es aus meiner Sicht schon fast zu spät. Der wichtigste Punkt ist, falls kein Nachfolger aus der Familie nachrückt, loszulassen und frühzeitig einen Plan aufzustellen. Laut dem DIHK-Report zur Unternehmensnachfolge aus 2022, haben sich rund 43% der Befragten nicht rechtzeitig auf eine Übergabe vorbereitet. Das Ergebnis ist dann, dass unter Zeitdruck kein passender Nachfolger gefunden wird. Bei mir hat der Prozess von Entscheidung fällen und Auswahl Nachfolger fast zwei Jahre gebraucht. Insgesamt bis alles in trockenen Tüchern war fast vier.